Łeba – Die Dünen von Rowy

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Natur, Persönlich, Polen

Łeba – Die Dünen von Rowy

Ich bin nicht besonders auf Abenteuer aus. Manchmal jedoch ergeben sie sich. Vor Jahren war das der Fall, als wir uns entschlossen, die Dünen von Rowy zu durchwandern.
Zwischen Łeba und Rowy erstreckt sich der Słowiński Park Narodowy (Slowinzischer Nationalpark). Den Beinamen „Polnische Sahara“ verdankt dieser 1977 von der UNESCO zum Welt-Biosphärenreservat ernannte Nationalpark seinen bis zu 42 Meter hohen Wanderdünen. Es sind die höchsten Europas.
Diese Dünenlandschaft wollten wir mal eben durchwandern – bis hin zum Meer.
Wie naiv!
Wie fahrlässig!
Aber der Reihe nach:
Nach einer kurzen Pause am Strand des Städtchens Łeba an der polnischen Ostsee machten wir uns auf den Weg, parkten unser Auto auf einem der ausgewiesenen Ausgangsparkplätze zur Düne und folgten dem Wegweiser zum Rundwanderweg.

Zunächst wanderten wir auf landschaftlich schönen Sandwegen.

Dann kamen wir an den Rand der eigentlichen Düne. Man ahnt sie im Bild unten hinter den Bäumen.

Voilà, der Aufgang zur Düne

Es ging hoch und wieder runter und wieder hoch und wieder runter. Anstrengend war es, im tiefen Sand zu wandern.
Am Anfang gab es noch einige andere Menschen, die wir vor uns die Düne hochwandern sahen.

Die anderen Wanderer kamen allerdings mit und mit alle wieder zurück. Alle!
Sie gaben auf.
Wir konnten das verstehen. Es war anstrengend. Man dachte, wenn man oben sei, habe man es geschafft und könne das Meer sehen.
Dem war aber nicht so: Ein weiteres Tal tat sich auf – mit einer weiteren Anhöhe.
Und: Es war heiß, an die 30 Grad. Die Sonne schien unbarmherzig vom wolkenlosen Himmel. Kein Baum mehr zu sehen.
Nirgendwo Schatten.
Wir: Fest entschlossen, die Düne zu bezwingen und zum Meer zu kommen.
Auch wir: Ohne Kopfbedeckung. Und: Ohne einen einzigen Tropfen zu trinken.
Und dann waren wir allein!
Und liefen.

Und liefen.
Oben hatten wir jedesmal wieder die Hoffnung, die Ostsee zu sehen und uns dem Ziel zu nähern.
Aber: Wir sahen wieder nur ein weiteres Tal mit einer weiteren Anhöhe.
Es gab zudem keinerlei Wegweiser mehr.

So ging das etliche Male. Wir hatten Durst und waren erschöpft. Kopf und Gesicht brannten vor Hitze.
Uns packte zunehmend die Verzweiflung.
Ebenfalls zurückzugehen wie all die anderen, machte aber keinen Sinn mehr. Das Ganze war als Rundweg ausgelegt. Das Meer vor uns MUSSTE jetzt näher sein als der Parkplatz hinter uns …

Irgendwann konnte ich nicht mehr. Durst und Hitze waren unerträglich geworden.
Ich bekam Angst.
In einem Moment der Panik dachte ich, dass wir hoffnungslos verloren seien.
Wir würden zusammenbrechen und sterben. Niemand würde uns hier zeitnah finden, um uns zu retten.
In der Wüste verloren und umgekommen.
Ohne Hitzeschutz. Ohne einen Tropfen zu trinken.
Selbst Schuld!
Wir schleppten uns weiter, weil uns nichts anderes übrigblieb.

Und dann – schon fast unerwartet …

Es war dann noch ein gutes Stück zum Meer, aber, allein es zu sehen, gab uns neue Kraft.
Es war phantastisch!

Nachdem wir ein gutes Stück am Strand entlang gelaufen waren, gab es plötzlich auch wieder einen Wegweiser hin zu unserem Ausgangspunkt.
Zu unserer großen Überraschung war der gar nicht weit entfernt.
Wir hatten es geschafft.
Wir hatten überlebt!
Und  – abgesehen von unserer Leichtfertigkeit, Hitze Und Düne gnadenlos zu unterschätzen: Es war einfach grandios!

Das Ganze ist einige Jahre her. Das Gebiet wurde zwischenzeitlich touristisch entwickelt, wie man so schön sagt. Heutzutage wird es Wanderern wie uns leichter gemacht: Man kann sich sogar ein Stück weit in die Düne fahren lassen …
Ich würde nicht tauschen wollen.
Trotz allem! Und gerade deswegen!
Es war ein Abenteuer in einer unglaublich beeindruckenden Landschaft.
Dieses Erlebnis würde ich nicht missen wollen.
Mit allem Drum und Dran.

2 Kommentare

    • speysight

      Doch, wirklich imposant! Sie nahm kein Ende – und wir waren sehr leichtfertig und naiv …
      Vergleichbare Dünen gibt es in Litauen auf der Kurischen Nehrung in der Nähe von Nida.

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