Sangerhausen – Kirschpflaumen und mehr
Es gibt Orte, von deren Existenz weiß man nur, weil ihr Name auf Hinweis- und Ausfahrtschilder vorbeiführender Bundesautobahnen steht.
So ein Ort war für mich Sangerhausen, in Sachsen-Anhalt an der Grenze zu Thüringen im Südharz gelegen.
Die kleine Stadt befindet sich nahe der von uns geschätzten, weil fast immer freien, Autobahn A38 Richtung Leipzig. Selbst an einem Wechselsamstag in den Sommerferien kamen wir dort zügig voran – so unerwartet zügig sogar, dass wir viel zu früh an unserem Ziel Dresden angekommen wären.
Also schauten wir, wo wir für zwei oder drei Stunden eine angenehme Pause einlegen konnten – und fanden Sangerhausen, das direkt an der Autobahn und ohne Umweg zu erreichen war.
Ein Parkplatz direkt an der kleinen Innenstadt war einfach zu finden. Erleichtert saßen wir kurz darauf auf der lauschigen Terrasse eines Bäckerei-Cafés, schauten auf einen kleinen Bach – und vor allem auf einen unfassbar großen Baum voller Früchte. Diese Früchte konnte ich nicht wirklich identifizieren. Am ehesten sahen sie aus wie Kirschen. Auf den zweiten Blick aber wiederum eigentlich doch nicht.
Auf Nachfrage hin erfuhr ich, dass es sich um einen alten Kirschpflaumenbaum handelte. Ich lernte zudem, dass Kirschpflaumen oft fälschlicherweise “rote Mirabellen” genannt werden. Ich rekapitulierte mein Leben, aber an Begegnungen mit Kirschpflaumenbäumen konnte ich mich bei besten Willen nicht erinnern. Einen solch riesigen Obstbaum hatte ich zudem wahrscheinlich sowieso noch nicht gesehen. Wirklich beeindruckend – und eigentlich nicht typisch für Kirschpflaumenbäume!
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Natürlich haben haben wir uns nach Kaffee und Stärkung den Ort noch etwas näher angeschaut – und er hat durchaus mehr zu bieten als einen großen Kirschpflaumenbaum …
Sangerhausen wird auch als “Rosenstadt” bezeichnet. Es gibt ein wohl weithin bekanntes Rosarium am Rand der Innenstadt. Wir sind daran vorbeigefahren und waren erstaunt über die große Zahl an Parkplätzen dort, aber das Rosarium scheint tatsächlich ein überregional bekannter Besuchermagnet zu sein.
Uns zog es aber in die Stadtmitte.
Das Ortsbild ist durchaus ahnsehnlich Der große Marktplatz mit seinem alten Rathaus (um 1550) ist umsäumt von schön restaurierten Renaissancehäusern.



In Sangerhausen findet man gleich drei mittelalterliche Stadtkirchen.
Die Jacobikirche ist eine gotische Hallenkirche und liegt unmittelbar am Marktplatz. Die heutige Kirche – es gab Vorgängerbauten – wurde um 1500 fertiggestellt.




Hildebrandt-Orgel von 1728



Irgendwie witzig …

Zurück zu unserem Parkplatz gehend, kamen wir an Ecken vorbei, die fast noch so etwas wie alten DDR-Charme ausstrahlten.


Wir verließen die Stadt mit gemischten Gefühlen.
Sangerhausen ist eine hübsche Kleinstadt mit etwa 25.000 Einwohnern.
Es war Samstagmittag. Der Ort lag da wie ausgestorben. Die Geschäfte schlossen dann auch fast alle schon um 13.00 Uhr.
Wie lebt man hier?
Nachdenklich gemacht hat uns auch das Ergebnis der letzten Kommunalwahl 2024 in Sangerhausen: Mit fast 30% ist die AfD dort stärkste Partei bei kaum mehr als 50% Wahlbeteiligung. Durch interne Absprachen/Koalitionen gibt es einen CDU-Bürgermeister. Ist das mehr als Fassade? Was fehlt den Menschen hier? Ich würde es gerne wissen.