28. Juni 1956 – Aufstand in Posen
Seitdem wir oft im Osten Europas Urlaub machen, was ich nur empfehlen kann, auch um die eigene Geschichte besser verstehen zu lernen, geht es mir immer wieder nah, so oft erleben zu müssen, wie wir uns im damaligen Westdeutschland nach Beendigung des 2. Weltkrieges erholen und ein ganz neues Land aufbauen konnten, während die Länder des damaligen Ostblocks nach all dem erlittenen Leid nur wieder unter eine neue Knute kamen, die des Kommunismus und der UDSSR, mit entsprechendem Druck, mit Entbehrungen, mit Unfreiheit bis hin zu Aufständen und Tod.
Wir Deutschen kennen vor allem den Aufstand in der ehemaligen DDR am 17. Juni 1953, ein Datum, das in der BRD zu einem nationalen Feiertag wurde.
Andere Länder haben aber, uns oft nicht so bekannt, ähnliche Aufstände erlebt, auch mit vielen Toten.
1956 kam es in Fabriken in Posen immer wieder zu Lieferproblemen bei benötigten Fabrikationsteilen. Zusätzlich wurden aber genau zu diesem Zeitpunkt auch noch die zu erfüllenden Arbeitsnormen immer weiter erhöht. Als dann noch Lohnvereinbarungen für nichtig erklärt wurden, entwickelte sich ein Aufstand der Arbeiter. 100.000 Demonstranten forderten Verhandlungen mit der Regierung, entwaffneten Polizisten und besetzten u.a. den Rundfunk.
Beim Aufstand in Posen am 28.6.1956 haben dann letztlich 10.000 Soldaten mit Panzerunterstützung und 180.000 Schuss Munition die Aufständischen blutig niedergemacht. 57 Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben, 700 wurden verhaftet.
Der Posener Aufstand hatte Signalwirkung: Im selben Jahr gab es noch das Massaker in Tiflis und den Volksaufstand in Ungarn.
Das Denkmal auf den Bildern, das an den Aufstand erinnert, steht an prominenter Stelle in der Stadt, auf dem Mickiewicz-Platz in der Nähe des Residenzschlosses. Es wurde tatsächlich noch in der kommunistischen Zeit, zum 25. Jahrestag des Junis von Poznań, enthüllt. An dieser Stelle hatten schon mehrfach andere Monumente gestanden, das erste war ein Denkmal des Kanzlers Otto von Bismarck.
Am Mickiewicz-Platz hat sich am 3. Juni 1997 der von Polen hochverehrte Papst Johannes Paul II mit einer Rede an die Jugend gewandt. Der Gedenkstein erinnert an dieses Treffen.
Da wir im letzten Jahr nur wenige Tage nach dem Jahrestag des Aufstandes in Posen waren, wurden wir Zeuge, wie lebendig dieses Ereignis immer noch im Bewusstsein der Polen ist: Vor den Kreuzen trafen wir auf eine unglaubliche Sinfonie in rot-weiß: Kränze, Schleifen, Fahnen, Blumen, durchsetzt von unzähligen Gedenkleuchten.
Berührend!
