Licht im Dunkeln – unscheinbar und gefährdet

Kommentare 0
Wesensraum, Zum Tage

Licht im Dunkeln – unscheinbar und gefährdet

Was wir an Weihnachten feiern, ist alles andere als eine Idylle. Die Krippe, die wir längst in unsere warmen Stuben geholt haben, stand bekanntlich im Stall.
Niemand war da, der der schwangeren Frau und dem jungen Mann aus Nazareth in Galiläa menschenwürdige Bleibe zu geben bereit war. Kaum war das Kind zur Welt gekommen, mußte die junge Familie fliehen, weil Herodes, der machtbesessene Herrscher, dem Kind Jesus nach dem Leben trachtete. Flüchtlinge waren sie, politisch Verfolgte …

(Walter Kardinal Kasper)

Was Weihnachten geschieht, ist doch dies: In tiefster Not, in dem Moment, in dem es am aller­dunkelsten ist, in der schwärzesten Nacht, kommt ein Kind auf die Welt, ein kleines Lichtlein, ein Poten­zial, eine Hoffnung – ganz klein und nackt und unscheinbar. Man muss danach suchen, um es zu finden, und es ist vor allem dies: nicht gesichert und sehr sehr gefähr­det.
Natürlich ist in diesem kleinen Licht auch schon die unendlich explosive Leuchtkraft der Erlö­sung enthalten, aber bis die sich wirklich entfalten kann in ihrer ganzen Fülle, ist ein langer, an­strengender und gefahrvoller Weg in Ungewisse, Unbekannte notwendig.
Weihnachten ist das Fest dieses Samenkorns an Erlösung, dieser kleinen Hoffnung, die aufscheint im tiefsten Dunkel. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Fünklein, das im Moment eigentlich nur besagt: „Siehe, es gibt Hoffnung; es ist nicht alles verloren. Ich bin geboren. Ich bin jetzt da, und ich bin der Weg.“
Die Überbetonung der Freude und des Lichtes zur Geburt Christi läuft Gefahr, dieses Faktum zu übersehen, dass Weihnachten das Fest eines Beginns ist – eines unerwarte­ten, wunderbaren, aber auch zutiefst gefährdeten Beginns, einer Lebensrettung auf Messers Schneide in tiefster Not, die endlich Hoffnung auf Überleben macht – aber nicht schon auch sofort das Fest der Gesundung und der Erlösung ist.
Hier beginnt Weg, hier darf und kann er endlich beginnen – aber er führt zunächst ins Ungewisse, Unbekannte. Natürlich ist dieser Weg auch schon das Ziel. Aber Mogeln gilt nicht: Weg ist auch Weg – und er will gegangen sein, ganz konkret.

Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest!

2015-weih5c

 

Schreibe einen Kommentar