27. Januar: Holocaust-Gedenktag 2021

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27. Januar: Holocaust-Gedenktag 2021

Jedes Jahr ist es mir zutiefst ein Bedürfnis, am 27. Januar einen Beitrag zum national und international begangenen Holocaust-Gedenktag zu schreiben – dem Tag der Befreiung von Auschwitz.
Braucht es nach den Bedrohungen, Ausschreitungen und Morden des letzten Jahres aus der rechtsradikalen Ecke noch eine Begründung dafür, immer wieder und mit Nachdruck auf die Gefahr hinzuweisen, die von den Rechtsextremisten ausgeht?
Wehret den Anfängen? Wir sind schon weit über die Anfänge einer erneut möglichen von Rechtsradikalen ausgehenden Katastrophe hinaus! Ich bin nicht optimistisch, dass unsere Demokratie sich dauerhaft als wehrhaft genug erweist angesichts der hemmungslos gewaltbereiten und mit perfiden Methoden agierenden Rechtsextremisten, denen es zudem gelungen ist, einen Schulterschluss herzustellen mt Querdenkern und Esoterikern und einem ungewiss großen Teil der schweigenden Masse.

Die Bilder meines Beitrags zum Holocaust-Gedenktag 2021 sind im Holocaust-Denkmal in Berlin entstanden.
Das große Stelenfeld des Architekten Peter Eisenmann ist ein bemerkenswert fremder Ort in bemerkenswert prominenter Lage.
Es ist ein Labyrinth aus 2711 grauen Betonstelen unterschiedlicher Höhe: 0,20 m – 4,70 m. Von oben sieht es aus wie ein graues Wellenfeld.
Verfremdung von Wahrnehmung ist Ziel und Zweck der ungewöhnlichen Anlage, um, jenseits aller informationslastiger Aufklärung, ein Gefühl zu erzeugen, das jenseits aller Normalität liegt: ein Gefühl von Ausgeliefert-Sein, Fremdheit, Isolation, Bedrohung.
Dem Mahnmal gelingt es, für die Augenblicke der Begehung des Stelenfeldes eine Emotion zu wecken, Stille zu erzeugen – und durch die Fremdheit des Erlebens ein Gedenken zu erzwingen an das Unvorstellbare, das 6 Millionen Juden in Europa während des Dritten Reiches erlebt haben.
 

Beim Besuch des Stelenfeldes soll der Besucher die Stimmen der Opfer hören, das ist Eisenmanns Absicht.
Lässt man sich ein und begibt sich in das Innere des Stelenfeldes, fühlt man sich schnell verloren. So übermächtig groß werden die grauen Betonmonster. So eng stehen sie beieinander. So dunkel ist es dort trotz des hellen Sonnenscheins außerhalb.

Man verliert sich schnell aus den Augen. Ist schnell allein. Verirrt. Beklommen. Grau.
Nebeneinander zu gehen, ist unmöglich.
Jeder ist allein.
Der Boden ist uneben und erzeugt beim Gehen zusätzlich das Gefühl von Unsicherheit. Trägt er?

Eisenmann hatte eine Vision bei der Gestaltung dieses Mahnmals. Ihm ist es damit gelungen, etwas spürbar zu machen, das reiner Informationsvermittlung nicht gelingen kann: Sein Mahnmal erzwingt eine Erlebnisqualität, die durch die Verfremdung der Wahrnehmung ahnen lässt – wenn natürlich nur von sehr sehr ferne –, was es bedeutet, ausgeliefert zu sein: allein, entfremdet und existentiell bedroht in einer Wirklichkeit, in der die bekannten menschlichen Gesetze keine Gültigkeit mehr haben.

2 Kommentare

  1. Hallo Speyside,
    vielen Dank für Deine beeindruckenden Bilder und für Deine eindringlichen Worte! In Anbetracht der rechten Aktivitäten derzeit muss man immer wieder auf diese unsagbar schlimmen Dinge hinweisen, begangen von Nationalsozialisten. Nie wieder kann so etwas wieder geschehen, höre ich meine Frau noch vor Jahren sagen, das ist undenkbar! Die Realität hat sie eingeholt! Wo bleibt der Empörungssturm der breiten Masse darüber, dass jüdische Kinder in der Schule beleidigt, Kipaträger in der Öffentlichkeit angegriffen werden? Selbst Abgeordnete in den Parlamenten dürfen Fremdenfeindliche von sich geben.
    Ich vermisse weitere unterstützende Worte zu Deinem Blogbeitrag!

    Volker

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