Dinant – Heimat des Saxophons

Kommentare 0
Belgien, Kunst

Dinant – Heimat des Saxophons

Der letzte Beitrag war dem belgischen Städtchen Dinant an der Meuse (Maas) in der Wallonie gewidmet, das aktuell auch sehr von der Hochwasserkatastrophe betroffen ist.
Ich habe schon angedeutet, dass Dinant eine Besonderheit aufweist. Diese ist im Ort nicht zu übersehen. Man begegnet ihr wirklich an allen Ecken und Enden. Entfliehen unmöglich.
Das Markenzeichen Dinants: das Saxophon.
Hintergrund der Saxomania des Städtchen: Adolphe Sax, Erfinder des Instruments, das er selbst nach sich benannt hat, wurde am 6.11.1814 in Dinant geboren.
Diese Tatsache wird weidlich genutzt, obwohl der Künstler nur ein Jahr in Dinant lebte. Es gibt kaum eine Straße, keinen Platz, ohne mehr oder weniger künstlerisch gestaltete Saxophone. Fabriken, Lokale, Geschäfte, Straßen, Backwaren – es gibt so gut wie nichts in Dinant, das nicht irgendwie Bezug auf den Erfinder des Saxophons bzw. sein Instrument nehmen würde.
Nähert man sich dem Ort durch Überqueren der Brücke über die Meuse, sieht man rechts und links sofort eine große Anzahl bunter Instrumentnachbildungen. Es sind 28 Saxophone, mehr als drei Meter hoch. Sie kommen vor allem aus Mitgliedsstaaten der europäischen Union und sind das Ergebnis eines internationalen Wettbewerbs. Die Nationalflaggen dieser Länder ergänzen das bunte Bild, das sich dadurch ergibt.

Natürlich darf das Saxophon auch vor der offiziellen Touristenzentrale des Ortes nicht fehlen, die auf der gegenüberliegenden Seite des Zentrums direkt an der großen Brücke zu finden ist.

Hier ist er nun, Adolphe Sax, vor dem kleinen Museum, das ihm und vor allem seiner Erfindung, gewidmet ist – gelegen natürlich in der Rue Adolphe Sax – nicht sein Geburtshaus, aber es hat an dieser Stelle gestanden.
Das Haus Nummer 37 ist klein, die Ausstellung im Erdgeschoss übersichtlich, aber durchaus interessant und vielseitig aufgemacht. Auf Knopfdruck gibt es Musik und Informationen aus Blasinstrumenten an der Wand.
In einer Seitenstraße, im ältesten Haus der Stadt in der „Rue en Rhée“, kann man übrigens mit Musik experimentieren. Einzigartig: Im „Maison de la Pataphonie“ wird mit Gegenständen des Alltags musiziert – Bügeleisen, Autoreifen, großen Sauerkrautdosen und Tontöpfen und vielem mehr.

In der Rue Adolphe Sax weisen zeitgenössische „Totempfähle“, die die gesamte Saxophonfamilie (Saxhorn, Saxtomba und Saxtuba) illustrieren, den Weg bis zum „Maison d’Adolphe Sax“.

 Diese zehr zentrale und beeindruckende Plastik steht auf der Place Victor Collard, umgeben von drei weiteren der bunten Saxophongestaltungen, die sich überall in der Stadt finden.
Über diese Skulptur ist kaum etwas zu finden. Ihr Schöpfer war 1994 der Künstler Felix Roulin.
Das Saxophon findet sich deutlich wieder in diesem Werk. Insgesamt illustriert es wohl die z.T. schmerzhafte Geschichte Dinants – vor allem auch im 1. Weltkrieg. 1914 mussten die Einwohner der Stadt ein Massaker an 674 Zivilisten durch deutsche Soldaten erleben.

Nicht weit von der Rue Adolphe Sax findet man in der Rue St-Jacques ein Riesensaxophon, Le Saxophone Géant.
Das riesige Saxophon (2,5 Meter hoch), am Brunnen in der Rue Saint Jacques installiert, wurde im Sommer 1997 eingeweiht. Guy Clabots, einer der letzten Kupferschmiede der Region, hat für dieses Instrument zwei Monate Kupferschmiedearbeit und fast 50 Kilo Messing (2/3 Kupfer, 1/3 Zink) benötigt.

Unweit des Riesensaxophons: die Place Patenier

Im Hof des Rathauses in der Rue Grande 112 steht ein besonderes Highlight: Die Glasskulptur „Monsieur Sax Klepsydra“. Der belgische Künstler Bernard Tirtiaux hat das Prinzip der Klepsydra für eine vorgegebene Zeitperiode im Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag von Adolphe Sax genutzt. Klepsydra nannte man im antiken Griechenland Wasseruhren, die nach dem Prinzip einer Sanduhr funktionieren. 273 Tage lang, vom 7. Februar, dem Todestag von Adolphe Sax, bis zum Tag seines 200. Geburtstages, am 6. November 2014 perlte im Acht-Sekunden Takt ein Wassertropfen in das vier Tonnen schwere Glaskunstwerk. Danach war der Brunnen gefüllt.

Fassaden, Lokale, Geschäfte, Firmen, Plätze …

Adieu Dinant.
Ich hoffe, die Stadt übersteht die aktuelle Hochwasserkatastrophe gut…

Schreibe einen Kommentar