Insel Poel – Kirchdorf

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Deutschland, Kunst, Natur

Insel Poel – Kirchdorf

Kirchdorf ist der Hauptort der Insel Poel, 10 km nördlich von Wismar in der Ostsee gelegen. Hier lebt die Hälfte der etwa 3000 Bewohner der Insel, und hier gibt es immerhin zwei Supermärkte – die einzigen der Insel.
Fährt man über die einzig existierende Straße, die L121, auf die Insel Poel, fährt man meist direkt auf Kirchdorf zu – und sieht einen Kirchturm. Der zugehörigen Kirche, der Inselkirche, verdankt der Ort seinen Namen. Der Turm ist 47 m hoch – eine echte Landmarke. Dazu unten mehr.
In Kirchdorf findet man auch den zentralen Hafen, den z.B. eine Ausflugsfähre von Wismar aus ansteuert. Etliche Möglichkeiten, Fischbrötchen zu essen, einige wenige Restaurants mit z.T. witzigen Hinweistafeln – die touristische Infrastrukur ist hier im idyllischen Hauptort genauso übersichtlich wie in den anderen Orten der Insel, die überall wunderschöne Strände auf ihrer Habenseite vorweisen können.
Poel ist die Insel der Naturfreunde und der Familien. Letzteres auch deswegen, weil die Ostsee hier jenseits des feinsandigen Strandbereichs nur ganz sanft tiefer wird. Poel ist fast noch ein Geheimtipp für all die, für die das Naturerleben an erster Stelle steht.

Nach dem Erkunden des kleinen Hafenbereichs und der Stärkung mit einem guten Fischbrötchen direkt vom Kutter, sind wir den Hügel zur Inselkirche hinaufgestiegen, der einzigen Kirche der Insel.
Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich die Backsteingotik liebe? Sie ist vielfach im Ostseeraum zu finden – bis hinein nach Polen … und in vielen Hansestädten … und darüber hinaus …
Ich liebe sie – und das wird sich auch noch in weiteren Beiträgen zeigen …
Die Backsteinkirche in Kirchdorf wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahr­hunderts erbaut. Zu ihrer feierlichen Einweihung um 1250 erschien sogar ein päpstlicher Legat aus Rom. Viele Hinweise sprechen dafür, dass der im romanischen Stil gebaute Turm der älteste Teil der Kirche ist. Das erste Langhaus wurde von 1230 bis 1240 an den Turm angebaut und während der Umbau­phase im 14. Jahr­hundert im gotischen Stil erweitert.

Übersicht über den vorderen Teil der Kirche:
Hauptaltar der Inselkirche, in der Zeit um 1420 entstanden. Der Mittelschrein und die Flügel des Schnitzaltars sind horizontal getrennt. In ihm ist das damals beliebte Motiv der Marienkrönung zu sehen.
Unscheinbar rechts hinten neben dem Altar in einer Nische: Gotische Grabplatte mit Scheibenkreuz – eine für Deutschland äußerst seltene aus gotländischem Kalkstein gefertigte Grabplatte aus der frühesten Zeit der Christianisierung der Insel im 13. Jahrhundert. Die konvexförmigen Arme des Kreuzes möchten den Eindruck von Lichtstrahlen erwecken und bezieht sich damit auf die Auferstehung.
Der Kronleuchter aus Messing stammt aus dem Jahr 1656.
Zu Kreuz und dem zweiten Altar links – siehe unten

Triumphkreuz – Entstehungszeit um 1450

Marienaltar mit der Strahlenkranzmadonna
Der kleine Marienaltar aus der Zeit um 1470 mit Szenen aus dem Leben Mariens befindet sich an der Nordwand. Im Mittelschrein wird eine apokalyptische Madonna im Strahlenkranz dargestellt.

Im Inneren der Kirche gibt es noch erschreckend großen Restaurierungsbedarf. In einem verheerenden Sturm 1995 wurde das Dach des Turmes schwer beschädigt, und der desolate Zustand des ganzen Turmes wurde sichtbar. Dieser wurde 1995 weitgehend saniert, neu gedeckt und abschließend mit einem neuen vergoldeten Wetterhahn versehen. Seit 2001 wurde das Kirchengebäude abschnittsweise wieder instand gesetzt. Dachstuhl, Dach, Fenster, Außenwände und Gewölbe sind bereits saniert.

Die Orgel wurde 1704 von der Klosterkirche in Neukloster erworben. Neukloster gehörte damals wie Poel zu Schweden.

Kleine Nebenkapellen, meditativ schlicht gehalten.

Die Inselkirche diente auch als Seefahrerkirche. In Erinnerung daran fertigte Richard Schwartz 1936 das Modell eines Zeesen­bootes, unter dem folgende Worte stehen: „Herr, segen uns dei Seefohrt, stüer uns die Lewensfohrt, schenk uns dei Himmelfohrt.“
Das P bedeutet Poel und die 45 war die Fischereinummer von Gustav Schwarz, dem Bruder des Modellbauers.

Vom Friedhof führt eine Treppe abwärts auf den unteren Teil des Kirchenhügels, auf dem mehrere Bänke stehen und von dem aus man einen schönen Blick auf den Hafen von Kirchdorf hat.

Die einzige Straße, die die Insel Poel mit dem Festland verbindet, ist die L121. Sie bietet grandiose Ausblicke über Salzhaff und -wiesen bis hin zum Hafen von Wismar.

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