Domburg und das Licht Zeelands – Mondrian & mehr
Wie auch schon in den Kommentaren der vorherigen Beitrags betont wird, ist für viele Besucher das Licht an der Küste von Zeeland ein ganz besonderes.
Zwischen 1900 und 1920 war Domburg ein wahres Künstlerdorf. Viele Künstlerinnen und Künstler, unter ihnen Pieter Cornelus Mondriaan, Johannes Toorop und Jacoba van Heemskerck kamen eben wegen dieses besonderen Lichts nach Domburg. Ab 1908 wurden auch Ausstellungen organisiert.
An etlichen Stellen wird in Domburg auf das Wirken dieser Künstler hingewiesen – natürlich nutzt man ihre Berühmtheit für die Ankurbelung des Fremdenverkehrs.
An etlichen Stellen gibt es rund um Domburg auch Staffeleien aus Holz, die Ausblicke in den Fokus rücken, die in besonderer Weise Ansichten und Licht der Küstenlandschaft betonen.
Eine dieser Staffeleien steht etwas abseits vom Ortskern beim alten Wasserturm in den Dünen.
Nicht weit vom alten Wasserturm entfernt und direkt neben dem imposanten Neorenaissance-Badepavillon von 1888 steht die “Mondrian-Bank” – 1989 von Guido Metsers entworfen und bemalt in den typischen Mondrian-Farben: in den Primärfarben Rot, Gelb und Blau und den Nichtfarben Weiß, Schwarz und Grau.
Auf der Bank sitzt Nehalennia, eine Schutzgöttin, die von den Seefahrern und Händlern an der Nordsee im 2. und 3. Jahrhundert verehrt wurde. Auf ihrem Schoß hat sie eine Schale mit Äpfeln und zu ihren Füßen sitzt ein Hund.
Licht am Morgen ↑ – Licht Richtung Sonnenuntergang am Nachmittag ↓
Auf dem höchsten Punkt Domburgs, der Düne “Hoge Hill”, gibt es gleich an mehreren Punkten Staffeleien aus Holz. Der Ausblick ist aber auch wunderschön.
Oben auf dem Hoge Hill wird auch auf ein bestimmtes Werk von Mondrian hingewiesen: Als er 1908 für zwei Wochen in Domburg war, konzentrierte er sich u.a. auf das Malen des Leuchtturms von Westkapelle.
Ja, man sieht den Leuchtturm von Westkapelle tatsächlich von diesem Punkt aus in der Ferne einsam aus der Landschaft ragen.
Aber.
Hier zeigen sich doch sehr die unterschiedlichen Möglichkeiten von Malerei und Fotografie:
Für den Maler war der Leuchtturm, auch wenn er kilometerweit weg in der leeren Weite der Landschaft steht, ein präferiertes Motiv. Mit meiner Kamera stand ich da – und es ergab sich an dem Tag einfach kein “Bild”…
Mehr zu “Mondrian und die Niederlande” – vor allem in Den Haag und Scheveningen findet man übrigens hier in diesem Blog.
Du beschreibst einen Aspekt Domburgs, der vielen seiner Besucher bestimmt nicht bekannt sein dürfte! Du zeigst eindrucksvolle Bilder, die das besondere seeländischen Lichts wiedergeben. Die Staffeleien müssen relativ neu sein, wir haben sie noch nicht gesehen.
Von der Hauptstraße her, vom Ortseingang kommend, führt ein schmaler Steig links von der Straße ab zu einem kleinen weißen Gebäude. Hier hat die Stadt den alten Aussellungspavillon der von Dir beschriebenen Künstlergruppe wieder aufgebaut. Es finden wechselnde Ausstellungen vor allem seedänischer Maler statt.
Domburg war zu jener Zeit ein mondänes Bad, das von Geld- und sonstigem Adel aufgesucht wurde. Auch, weil dort ein besonderer Arzt, Dr. Metzger, praktizierte, bei dem die noblen Herrschaften Heilung und Trost suchten. Der Ort hat ihm am Ortseingang ein Denkmal gesetzt! Eine berühmte Patientin war die rumänische Königin, die sich ihrer schriftstellerischen Tätigkeit wegen, auch Carmen Silva nannte. Sie residierte in Domburg in der Villa eines reichen Fabrikanten. Diese Villa sieht man, wenn man den schönen Dünenweg Richtung Mondrianbank geht.
Das Kurhaus, ebenfalls am Dünenweg gelegen, lag lange Jahre in Trümmern. Erst vor ein paar Jahren wurde es neu errichtet.
Domburg ist ein vielbesuchter Ort, hat aber seinen Charme erhalten. Wenn man in Domburg ist, sollte man landeinwärts fahren, man findet dort kleine einladende und Ruhe ausstrahlende Dörfer.
Ich schreibe dies am Küchentisch unseres holländischen Ferienhäuschens, das genau auf der Grenze zwischen Südholland und Zeeland liegt. Gestern Abend haben wir noch den mit majestätischen Wolken besetzte blauen Himmel der Küste erleben dürfen, besetzt mit den leuchtendbunten Segeln der Kitesurfer.