Dresden – Neustadt: Die Alternative

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Dresden – Neustadt: Die Alternative

Im letzten Beitrag habe ich – etwas zugespitzt – die ganzen monumentalen Sehenswürdigkeiten, die geballt die Altstadt von Dresden dominieren, als Herrschaftsarchitektur bezeichnet, die nicht für das Voilk errichtet worden ist und nichts mit dem Volk zu tun hat, sondern einzig und allein Ausdruck der Machtfülle ihrer Fürsten waren und sind.
Vielleicht, weil dieses Herrschaftliche in Dresden, dem sog. “Elbflorenz”, so offensichtlich ist, musste sich zwangsläufig ein Gegengewicht dazu in der Stadt entwickeln: Ein Extrem ruft gerne ein anderes, entgegengesetztes herbei.

Da sind wir nun in der Dresdner Neustadt. Die ist eigentlich auch gar nicht neu und wurde sogar bis ins 18. Jahrhundert hinein “Altendresden” genannt. Sie stand aber immer sehr deutlich im Schatten der repräsentativen Altstadt der linken Elbeseite.
Spannend ist ein bestimmter Bereich der Neustadt – Äußere Neustadt genannt. Dies ist ein Wohngebiet jenseits des großen Albertplatzes, dessen historisierende Architektur der Jahrhundertwende sich erhalten hat. Um es in gesetzten Worten zu sagen: In den eng bebauten Straßenzügen der Äußeren Neustadt floriert eine vielfältige kulturelle Szene mit Gastronomie, Shopping- und Kulturangeboten.
Weniger formell ausgedrückt: Einen größeren Kontrast zu Zwinger, Schloss, Semperoper und Brühlscher Terrasse etc. kann es kaum geben:
Im Straßenkreuz zwischen Louisen- und Alaunstraße gibt es kein einziges Haus, das nicht bemalt, besprayt oder beklebt ist – oft alles gleichzeitig. Schrill und bunt und mit einem morbiden Charme oft haarscharf an der Verwahrlosung kritischer Problemstadtteile vorbei, hat sich hier das Gegengewicht zur hochherrschaftlichen Altstadt Dresdens entwickelt. In der Äußeren Neustadt tobt sich das Leben aus.
Hier gibt es internationale Restaurants und Imbisse ohne Ende. An jeder Ecke findet man exotische Länderküchen mit ihren Speziälitäten. Kleine und kleinste inhabergeführte Lädchen bieten Waren für ein breites Spektrum an Interessen an. Auch Künstler finden hier ihren Ort und ihre Arbeits- und Wirkungsstätte.
Bei all dem bunten Neben- und Mit- und Durcheinander wundert es kaum, dass in der Äußeren Neustadt vor allem junge Leute zu Hause sind. Die politischen Parolen, die sich an vielen Häuserwänden finden, sprechen eine deutliche Sprache.
Die Äußere Neustadt ist quirlig und bunt und manchmal laut.
Ein faszinierendes Viertel, wenn man sich darauf einlassen kann, jenseits der barocken Pracht der Altstadt alternatives Leben zu entdecken.

 

Abends erwachen die Kneipen, und man ahnt den Charme des Miteinanders in diesem alternativen Szeneviertel.

In der Äußeren Neustadt gibt es mitten im quirligen Großstadtquartier sogar Biergärten …

2 Kommentare

    • speysight

      Danke.
      Ich gestehe, dass ich mich da auch wohler gefühlt habe als in der zugegebenermaßen natürlich prachtvollen und kulturhistorisch interessanten Altstadt.
      In dem alternativen Viertel traf man auch meist auf dort Wohnende und nicht nur auf Touristen.

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