Dresden – Vom Canaletto-Blick zur Brühlschen Terrasse

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Deutschland, Europa (-politik), Kunst, Nostalgie

Dresden – Vom Canaletto-Blick zur Brühlschen Terrasse

Niemand bestreitet die außerordentliche Strahlkraft und Schönheit Dresdens, auch “Elbflorenz” genannt. Touristen aus wirklich aller Herren Länder besuchen die Stadt und staunen ob der (Über-) Fülle der ihnen ins Auge springenden Sehenswürdigkeiten.
Der kollektive Schock nach der kulturzerstörenden Bombardierung der Stadt 1945 war kollossal und nachvollziehbar – der Wiederaufbau ist weit fortgeschritten, aber immer noch nicht vollendet.

Nähern wir uns dem Ganzen:
Das geschieht am besten, wenn man von der rechten Seite der Elbe aus auf die Altstadt Dresdens zugeht. Rechts unterhalb der Augustusbrücke gibt es einen ganz besonderen Aussichtspunkt: den Canaletto-Blick. Der Ausdruck geht auf ein Gemälde von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, zurück.
Die historische Skyline, die von dort aus betrachtet (und natürlich fotografiert) werden kann, ist beeindruckend.
Wow! Und das auch bei recht schlechtem Wetter.
Wir sind tatsächlich auch bei Sonnenschein dort gewesen. Aber: Für den heutigen Beitrag habe ich bewusst Bilder gewählt, die eine gewisse, dem Wetter geschuldete, Tristesse zeigen.
Dresdens historische Altstadt strahlt bei Sonnenschein, und sie ist überfüllt von Touristen. Anblick und Wirkung der imposanten barocken Fassaden und monumentalen Gebäude bei regnerischem Wetter – grau, dunkel und auch etwas abweisend – zeigen aber etwas, das man bei blau strahlendem Himmel gerne übersieht: Die ganzen monumentalen Architekturkomplexe der Altstadt – Herrschaftsarchitektur und Ausdruck der Machtfülle der Fürsten jener Zeit – stehen eigentlich isoliert da und sind nicht für das Volk gemacht. Da wohnt kein Mensch. Die ganze Altstadt in ihrer historischen Monumentaliät ist pompöse Fassade. Sie und das Leben der Menschen im ganz normalen Alltag haben wenig miteinander zu tun. Natürlich gilt das für jede Art von historischen Herrscherbauten wie z.B. Schlössern etc. Der Unterschied besteht aber darin, dass in Dresden diese Art der Herrschaftsarchitektur eine ganze Altstadt geprägt, ja annektiert hat. Dresden ist quasi der Inbegriff einer vom Ausdruck der Machtfülle ihrer Fürsten geprägten Stadt – im Grunde ein einziges kollossales Freilichtmuseum. Das hat Konsequenzen für das Leben der Menschen dort.
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Canaletto-Blick und Annäherung an die Altstadt durch Überquerung der Augustusbrücke (links)

Blick auf die Brühlsche Terrasse von der Augustusbrücke

Die weltbekannte Brühlsche Terrasse – 1814 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – wird auch „Balkon Europas“ genannt.
Der Name geht zurück auf Heinrich von Brühl, welcher auf der Festungsanlage die sogenannten Brühlschen Herrlichkeiten (Galerie, Bibliothek, Belvedere, Palais und Gartenanlage mit Pavillon) errichten ließ. Durch die Bebauung verlor die Terrasse ihre militärische Bedeutung. Sie liegt im Stadtzentrum in der Altstadt und erstreckt sich gegenüber der Schlosskirche über etwa 500 Meter entlang der Elbe zwischen der Augustusbrücke und der eingestürzten und mittlerweile komplett abgebauten Carolabrücke.

Blick auf die Frauenkirche und die “Drosselgasse” Dresdens

Die Kunstakademie (Lipsiusbau), erbaut im 19. Jahrhundert, beherbergt die Kunstakademie. Deren gläserne Kuppel wird von der Bevölkerung wegen ihrer Form scherzhaft als “Zitronenpresse” bezeichnet.

 

 

2 Kommentare

  1. Meinst du mit “Konsequenzen für das Leben der Menschen dort”, dass die Dresdner ein bisschen eingebildet sind?

    Grüße aus Chemnitz. 🙂

    • speysight

      😂
      Das kann ich nicht beurteilen. Wir waren zwei Wochen in Dresden – und die Einwohner, die wir so kennengelernt haben, waren eigentlich alle sehr unkompliziert und kommunikativ.
      Sieht man das in Chemnitz so? Es gibt (natürlich auch hier) immer wieder so Zuschreibungen zu Städten oder Regionen.
      Wir waren übrigens auch einen Tag in Chemnitz und fanden die Stadt durchaus spannend.
      Konsequenzen, das heißt erstmal – und davon handeln die nächsten Beiträge -, dass ein Extrem das andere provoziert: Die Äußere Neustadt als Gegenpol zu klassischen Altstadt.

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