Messe-Party
Wie bei fast allen Messen, so steigt auch bei der didacta nach „halbem Weg“ eine Party. So groß wie diese habe ich allerdings noch keine erlebt.
Veranstaltungsort war der Gürzenich – in Köln und weit über Köln hinaus bekannt. Bis zu 3000 Gästen können im Gürzenich bewirtet und bespaßt werden.
Eine wirklich beindruckende Location.
Außen mit spätgotischer Fassade, innen zunächst 50ger Jahre, dann aber Ende 1997 grundrenoviert, hat der Gürzenich mit seiner Kombination von Klassik und Moderne wirklich Charisma. Eingangsbereich und Treppenhaus haben meinem Empfinden nach gar etwas Sakrales.
Ich habe keine Ahnung, wieviel Aussteller und Standbetreuer anwesend waren und kann auch schlecht raten. Mehr als 1000 waren es, denke ich
Nach dem sehr gutem Buffet und nachdem alle schon ein paar Kölsch oder einige Gläser Wein intus hatten, begann das Animationsprogramm.
Ja, also …
Ja, also …
Ja, also … als eher kopfgesteuerter Mensch neige ich bei so etwas nicht zum Mitmachen, sondern zum Beobachten.
Immer wieder bin ich – ja, was eigentlich? Fasziniert, bestürzt, am Ende fassungslos, wie wenig es bedarf, um Menschen enthemmt in eine Sonderwelt eintauchen und abdriften zu lassen.
Ein paar fetzige Refrains von 80ger-Jahre-Songs (Satisfaction u. a.) – und schon ging im Saal die Post ab. Und wie! Und dann: „Hölle, Hölle, Hölle!“
Im gesteuerten Vergnügen Vergessen finden?
Die sich of sehr schnell entwickelnde Eigendynamik von „Massen“ erlebe ich durchaus als erschreckend.
Nichts für mich.
Als Gejohle und Gekreische immer lauten wurden, so dass ein Gespräch nicht mehr möglich war und alles im Lärm ertrank, unscharf wurde und verschwamm, verließen wir diese wunderschöne Location und fuhren mit dem Messe-Shuttle zurück nach Deutz: Im Messeparkhaus wartete nämlich noch unser Auto auf uns. Wie es dann weiterging, erfährt man hier …
Wie üblich habe ich zuerst die – gelungenen – Bilder angeschaut und mich doch sehr gewundert darüber, was Sie da so mitgemacht haben. Hätte ich nie gedacht.! Beim Lesen des Textes kam dann mein Weltbild aber wieder in Ordnung!
Mein Ding wäre es auch nicht. ABER.
Aber manchmal brauche ich es, mich selbst in einer Menschenmenge zu verlieren. Ich gehe dafür dann mal tanzen oder zu einem Konzert (so wie vorgestern zu Axel Prahl). Es ist einfach schön, nicht mehr nachzudenken, sondern nur mitzusingen oder zu reagieren. – Jedenfalls gefällt vielen dann eben diese Art, und mit dieser Musik eben auch. Ist doch egal – du musst ja nicht mitmachen.
Aus ähnlichen Gründen gehen Leute auf Schützenfeste, in Fußballstadien, zu Festivals.
Ja, das geht mir durchaus auch so. Für ein solches „Abreagieren“ suche ich mir aber eben auch das „Event“ bewusst aus.
Was mich an Veranstaltungen wie der oben geschilderten abstößt, ist, zu sehen, wie schnell und vor allem „automatisiert“ „Massen“ auf fremdgesteuerte „Verführung“ reagieren.
Da wendet man sich an die Instinkte und stimuliert kalkuliert Triggerpunkte – und die Menge reagiert wie gewünscht.
Reiz-Reaktion auf gewolltem Niveau.
Ich bin mir sicher, dass ein zeitgemäß auftretender und medial geschickt agierender „Herr Österreich“ auch wieder Massen mobilisieren könnte – mit einfachen Psycho-Tricks.