Springiersbach – Die Klostermühle
Zum Kloster Springiersbach in der Eifel und nahe der Mosel ist dies nun der vierte Beitrag (jeweils Pfeil nach links). Diesmal gibt es Bilder zu meinem Lieblingsort dort – der Klostermühle.
Diese Klostermühle war ein Paradies- und Sehnsuchtsort meiner Kindheit. Instinktiv habe ich wohl damals schon das besondere Charisma, die Stille und die in sich stimmige, wunderbar harmonische Atmosphäre dieses Ortes wahrgenommen. Viele Jahre habe ich dort jedes Jahr im Sommerurlaub bei meinen Verwandten, allesamt Winzer, aber damals auch mit ein paar Ackerflächen, einige Stunden verbracht, während das mitgebrachte Korn in Mehl verwandelt wurde:
Immer schon morgens sehr früh an diesem wichtigen Tag wurde der Anhänger des Traktors mit den prall gefüllten Kornsäcken beladen – und dann ging es los. Wir Kinder saßen mit den Kornsäcken auf dem Anhänger und genossen jede Minute der langsamen Fahrt von Zell/Mosel die steilen Weinberge hoch bis auf die Eifelhöhe, die mit dem armen, vollbeladenen Traktor wirklich ziemlich lange dauerte, zumal die Betriebserlaubnis des Traktors nicht für alle Straßen galt.
Und dann waren wir da. Das Glücksgefühl, das mich dann jedesmal erfasste, kann ich heute noch abrufen. Ich entdeckte alles immer wieder neu – innen und außen – und kroch in alle Ecken, nur die arbeitenden Teile der Mühle waren tabu. Ich war immer froh, wenn viele Bauern vor uns an der Reihe waren mit ihrer Ernte, denn viel zu schnell war jedes Mal für mich das Korn gemahlen, das Mehl in neue Säcke abgefüllt und wieder aufgeladen. Nach getaner Arbeit ging es immer für einen kurzen Dankesbesuch in die 300 m entfernte Klosterkirche – und danach tuckerte der arme Traktor denselben mühevollen Weg zurück, nur eben jetzt steil bergab. In einem Waldstück unterwegs gab es dann zum Abschluss des Tages immer ein Feuer mit Stockbrot und Fleischwurst am Stück.
Der ganze Tag war jedes Mal ein glückserfülltes Gesamtkunstwerk, der Höhepunkt für mich aber immer der Aufenthalt an der Klostermühle.
Spannender als meine sentimental journey, die hier nun auch endet, ist die weitere Entwicklung, die die Klostermühle genommen hat:
Als ich vor ca. 10 Jahren einmal wieder in Springiersbach vorbeikam, musste ich mit großem Bedauern feststellen, dass der Mühlenkomplex so vor sich hin verfiel. Irgendwann in den Achtzigern war der Betrieb der Getreidemühle eingestellt worden. Die Ölmühle stand schon länger still.
Umso glücklicher war ich bei meinem Besuch vor drei Jahren: Emsiges Treiben rund um den Mühlenkomplex. Der Gaukler, Comedian und Landwirt Christoph Engels hatte das Ganze gekauft und war nun dabei, zu restaurieren, umzugestalten, anzubauen – mit einer Vision – einer wilden Mischung aus all dem, was ihm wichtig ist. Ich habe damals einige Worte mit ihm gewechselt und war beeindruckt.
Die Klostermühle heute: Restaurierte Gebäude, Mühlencafé und Hofladen, eine Straußenfarm und eine schöne, einfache Veranstaltungshalle aus viel Holz und Glas mit kulturellen Events aller Art – und ein mittlerweile berühmtes jährliches Mosel-Jonglier-Festival.
Mir gefällt das, was aus meinem Kindheitsparadies geworden ist. Vielleicht auch vor allem deshalb, weil Christoph Engels – gleichzeitig hochfliegend und geerdet – sich hier seinen Traum erfüllt und aus all dem das gezaubert hat: Wieder ein Paradies – sein ganz persönliches.