Lager Esterwegen – Gedenkstätte
Am 21. Oktober 2011 wurde die Gedenkstätte Esterwegen nach der unglaublichen Vorbereitungszeit von sechs Jahrzehnten, Verhinderungsversuchen, Rückschlägen und Relativierungen des dort Geschehenen endlich eröffnet.
Schon mal etwas vom KZ und Straflager Esterwegen im Kuhdamm-Moor gehört?
Fällt der Begriff KZ, denken die meisten Leute an Lager wie Auschwitz oder Buchenwald.
Aber Esterwegen?
Das Lied von den Moorsoldaten (Info, Lied, Text), das allerdings kennen noch die meisten. Dieses Lied ist hier in den Lagern bei Esterwegen im Börgermoor in Ostfriesland entstanden. Häftlinge des Konzentrationslagers haben es 1933 erschaffen und verewigten darin die schwere und oft todbringende Arbeit, bei der sie – oft nur mit einem Spaten ausgerüstet – das Moor kultivieren bzw. Torf stechen mussten.
Mir ging es nicht anders: Nur dadurch, dass ich eine zeitlang öfter die B 401 von Dörpen nach Oldenburg und zurück gefahren bin und die entsprechenden Hinweisschilder gesehen habe, habe ich von all dem erfahren und dann auch Gedenkstätte und Soldatenfriedhof besucht.
Das Lager Esterwegen hat eine bewegte Geschichte:
Als KZ wurde es im Sommer 1933 für 2000 politische „Schutzhäftlinge“ eingerichtet und war zeitweilig nach Dachau das zweitgrößte Konzentrationslager. Das KZ Esterwegen wurde im Sommer 1936 als KZ aufgelöst, Danach diente es bis 1945 als Straflager, in dem aber auch abgeurteilte politische Häftlinge und Nacht-und-Nebel-Gefangene inhaftiert waren. Prominentester Gefanger war Karl von Ossietzki. Härteste Arbeit im Moor bei schlechtester Verpflegung war das Los der dort Gefangenen. Nach dem Krieg war Esterwegen Internierungslager und Strafgefängnis und bis 2000 Bundeswehr-Depot.
Die Gedenkstätte (Infos) zeigt in sehr moderner Weise multimedial und sehr eindrücklich die Dimensionen des in KZ und Straflager Esterwegen Geschehenen auf und dokumentiert auch die konkreten Schicksale etlicher Moorsoldaten. Ich war überrascht, dass doch ziemlich viele Besucher dort waren – und das an einem Sonntagmorgen und in einsamer Gegend.
Bedingt durch die unterschiedliche Nutzung des Lagers – zuletzt als Bundeswehrdepot – sind keine alten Gebäude mehr vorhanden. Angedeutet und „ersetzt“ werden sie durch Stelen und andeutende Bepflanzungen.
In direkter Nähe und auch in direktem Bezug zur Gedenkstätte ist ein kleines Kloster zu finden, in dem z.B. Einzelbesuchern oder Schulklassen Anregungen zur Verarbeitung des in der Gedenkstätte Gesehenen gegeben werden. Spannenderweise fand ich dort eine Schwester wieder, die ich vor Jahren in einem völlig anderen Zusammenhang kennengelernt hatte.
Der Weg zum Kuhdamm-Moor. Blick vom Lager durch die Gedenkstätte hindurch bis zum Moor
Blick auf die ehemalige Lagerstraße
Weg ins Kuhdamm-Moor, in dem die Moorsoldaten mit dem Spaten Torf stechen mussten.
Wege durch das Moor, heute „komfortabel“ möglich, sogar mit Aussichtsplattform …