Glago … WAS? – Glagolitisch!
Die glagolitische Schrift oder auch Glagoliza ist die älteste slawische Schrift und wurde um 860 von dem aus Byzanz stammenden Gelehrten und Mönch Kyrill von Saloniki „erfunden“ und zu Missionierungen und zur ersten slawischen Kirchengründung genutzt. Kyrill schuf ein neues Alphabet, da man das griechische nicht wirklich auf die slawischen Sprachen anwenden konnte. Trotz der Originalität der neuen Schrift finden sich darin griechische, georgische und semitische Einflüsse sowie vor allem auch christliche Symbole wie z. B. das Kreuz.
Der Name Glagoliza stammt vom Verb glagoljat: sprechen.
Ab dem 11. Jahrhundert wurde das Glagolitische immer mehr durch die kyrillische Schrift verdrängt, hielt sich aber in Kroatien bis ins 19. Jahrhundert. – vor allem in Istrien und auf der Insel Krk. Wichtig war das Glagolitische zu dieser Zeit dann noch einmal für die kroatische Nationalbewegung: Mit der „Sondersprache“ konnte man sich sowohl gegen den lateinischen Westen als auch den orthodoxen Osten abgrenzen. Heute findet man noch häufig Schmuck und Verzierungen in Glagoliza, und immer noch gilt sie als nationales Symbol. Eine Krawatte mit glagolitischer Schrift ist z. B. ein typisches kroatisches Souvenir. Es gibt tatsächlich auch aktuelle Wandschmierereien in glagolitischen Buchstaben; leider habe ich unterwegs nicht darauf geachtet.
Die meisten Zeugnisse der Glagoliza stammen aus dem Mittelalter. Man findet die Zeichen dieser Schrift in Kirchenbüchern und Gesetzbüchern, in Steintafeln gemeißelt, in Kruzifixen, Glocken und Kirchenwänden.
1483 erschien in Venedig als erstes mit glagolitischen Buchstaben gedrucktes Buch ein Missale. Selbst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde noch ein glagolitisches kirchenslawisches, katholisches Messbuch gedruckt.
Omisalj auf der Insel Krk war im Mittelalter ein Zentrum des Schrifttums und der Entstehung der glagolitischen Schrift. Titelbild dieses Beitrages und Foto oben zeigen die glagolitische Inschrift auf dem sich neben der dreischiffigen romanischen Basilika (1213) Sv. Marija befindenden Campanile von 1533.
Betritt man die Kathedrale von Zagreb und geht nach rechts, steht man vor einer Kreuzigungsgruppe mit einem glagolitischen Text, der die ganze Rückwand füllt. Er enstand im 19.Jahrhundert beim Wiederaufbau der Kirche.
Kroatische und deutsche Transkription/Übersetzung:
Slava u višnih Bogu! Na vaspominanje 1300-go lijeta krštenja Naroda Hrvata, iže zakle se vječnoju vjernostju Stijeni Petra, prijem od jeje objetovanje pomoći u svakoj pečali. Družba Bratije Hrvatskago Zmaja, sahranjaje svetine pradjedi, Preporučaje Otačastvo Hrvata Velikoj Bogorodici. 1941.
Ehre sei Gott in der Höhe! Zum Gedenken an den 1300. Jahrestag der Taufe des kroatischen Volkes, das dem Stein Petri ewige Treue geschworen und von ihm das Versprechen der Hilfe in jeglicher Not erhalten hat. Die Bruderschaft des kroatischen Drachen, die das Erbe der Urväter bewahrt, widmet das Vaterland der Kroaten der großen Gottesmutter. 1941.
Ausstellung von Kopien glagolitischer Inschriften in der St.-Germanus-Kirche auf Veli Brijun, der größten der Inseln des Nationalparks Brijunische Inseln
Hum rühmt sich, die kleinste Stadt der Welt zu sein. Es leben dort zwischen 20 und 30 Einwohner. Hier findet man glagolitische Spuren ohne Ende.
Zwischen Roc und Hum gibt es die Glagolitische Allee: Skulpturen – steinerne Nachbildungen glagolitischer Buchstaben. Leider konnten wir dort nicht halten.
In Hum kann man in den Souvenirläden einzelne glagolitische Buchstaben kaufen.
Detail des kupfernen Stadttores von Hum
Interessante Informationen!
Gibt es außer für die Kathedrale in Zagreb Übersetzungen der Inschriften?
Puh, spannende Frage. Ich vermute, dass entsprechende Inschriften in oder an Touristenattraktionen vielleicht in Reiseführern/Portalen übersetzt sind. Vor Ort kann oft auch jemand helfen