27. Januar: Holocaust-Gedenktag 2018

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27. Januar: Holocaust-Gedenktag 2018

Und wieder und jedes Jahr: Am 27. Januar wird der der Holocaust-Gedenktag begangen – national und international.
In jedem einzelnen Jahr ist es mir immer wieder neu und dringend wichtig, darauf hinzuweisen.
Heute, wo die AfD ihr Unwesen treibt und wo es tatsächlich geschieht, dass letzte überlebende Opfer und Zeitzeugen des Holocausts im Netz – und nicht nur dort – diffamiert, beschimpft und mit Hasskommentaren neuerlich gepeinigt werden, ist er wichtiger denn je!

Als Antwort auf die unsäglichen Aussagen des AfD-Politikers Björn Höcke, der Deutschlands Umgang mit der NS-Vergangenheit „dämliche Bewältigungspolitik“ nennt und das Holocaust-Mahnmal in Berlin „Denkmal der Schande“, zeigen meine BIlder zum Holocaust-Gedenktag in diesem Jahr gerade dieses Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin – kurz: Holocaust-Denkmal genannt.
Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas bringt es auf den Punkt:
„Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas im Zentrum Berlins ist die zentrale Holocaustgedenkstätte Deutschlands, ein Ort der Erinnerung und des Gedenkens an die bis zu sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust.“
Es ist unerträglich, dass jemand aus der AfD – und im Geiste ist Höcke sicher nicht der einzige – dieses Faktum zu relativieren, zu verharmlosen und quasi aus der Welt zu schaffen versucht.

 

 

Ich habe das Stelenfeld in Berlin schon mehrmals besucht. Jedes Mal habe ich neu erlebt, wie intensiv dieses Denkmal – lässt man sich denn wirklich ein – mitreißen kann in Erfahrungswelten, die Wort kaum beschreiben können.
In meinen ersten Blog – speybridge – habe ich schon 2006 einen Beitrag zum Holocaust-Mahnmal eingestellt, der für mich immer noch aktuell ist:

Im Stelenfeld
Jahrelang andauernd. Unendlich die Diskussion der Argumente pro und kontra:
2005 wurde dann doch das Stelenfeld des Architekten Peter Eisenmann eingeweiht: das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Es handelt sich um ein Labyrinth aus 2711 grauen Betonstelen unterschiedlicher Höhe: 0,20 m – 4,70 m. Von oben sieht es aus wie ein graues Wellenfeld.

 

 

Je nachdem, von wo aus man das Feld betrachtet, schaut man über es hinweg auf die futuristische Anlage des Potsdamer Platzes oder aber über die Rückseite des exklusiven Hotels Adlon hin zum Brandenburger Tor und zum Reichstag.
Ein bemerkenswert fremder Ort in bemerkenswert prominenter Lage.

 

 

Verfremdung von Wahrnehmung ist Ziel und Zweck der ungewöhnlichen Anlage, um, jenseits aller informationslastiger Aufklärung, ein Gefühl zu erzeugen, das jenseits aller Normalität liegt: ein Gefühl von Ausgeliefert-Sein, Fremdheit, Isolation, Bedrohung. Der Versuch, für die Augenblicke des Begehens dieses Feldes eine Emotion zu wecken, Stille zu erzeugen und durch die Fremdheit des Erlebens ein Gedenken zu erzwingen an das Unvorstellbare, das 6 Millionen Juden in Europa während des Dritten Reiches erlebt haben.
Beim Besuch des Stelenfeldes soll der Besucher die Stimmen der Opfer hören, das ist Eisenmanns Absicht.

 

 

Lässt man sich ein und begibt sich in das Innere des Stelenfeldes, so fühlt man sich schnell verloren, so übermächtig groß werden die grauen Betonmonster. So eng stehen sie beieinander. So dunkel ist es dort trotz des hellen Sonnenscheins außerhalb. Man verliert sich schnell aus den Augen, ist man zu mehreren. Ist schnell allein. Verirrt. Beklommen. Grau. Nebeneinander zu gehen, ist unmöglich. Jeder ist allein. Der Boden ist uneben und erzeugt beim Gehen zusätzlich das Gefühl von Unsicherheit. Trägt er?

 

 

Eisenmann hatte eine Vision bei der Gestaltung dieses Mahnmals – und ihm ist es damit gelungen, etwas spürbar zu machen, das reiner Informationsvermittlung nicht gelingen kann, nämlich eine Erlebnisqualität zu erzwingen, die durch die Verfremdung der Wahrnehmung ahnen lässt – wenn natürlich nur von sehr sehr ferne – , was es bedeutet, ausgeliefert zu sein, allein, entfremdet und existentiell bedroht in einer Wirklichkeit, in der die bekannten menschlichen Gesetze keine Gültigkeit mehr haben.

 

 

 

 

 

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