Saterland – Mondlandschaft Moor
Ich liebe das Moor. Dabei bedeutet Moor für mich, was ich aus meiner erweiterten Heimat, dem Hohen Venn, das hauptsächlich in Belgien gelegen ist, schon aus meiner Kindheit kenne: Weite Naturlandschaft, mooriger, nasser Boden, seltene Pflanzen und Tiere, viele Seen – wunderbar wild und unberührt.
Solche Moore findet man kaum noch. Vielleicht aber doch bald wieder …
Nachdem in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten vielfach Moore entwässert und für Landwirtschaft und Torfabbau umgewidmet und optimiert wurden, hat man längst festgestellt, dass dieser Raubbau an der Natur viele negative Konsequenzen hat. So ist verstärkt damit begonnen worden, Moore wiederherzustellen.
Durch Wiedervernässung finden sich in renaturierten Mooren oft schon nach kurzer Zeit hochspezialisierte Arten wie Zwerglibelle, Krickente oder Bekassine ein. Wenn sich die moortypischen Pflanzenarten etablieren, setzt auch das Torfwachstum wieder ein und bindet große Mengen an Kohlenstoff. So kann wieder echte Moorwildnis entstehen.
Heute machen wir eine Fahrt mit dem Planwagen der Moorbahn »Seelter Foonkieker« durch das Saterland, genauer: das Saterländer Moor, Teil des Naturschutzgebietes Esterweger Dose. Dieses große Moor ist im Moment im Umbruch, der sicher noch Jahrzehnte dauert. Schon renaturierte Gegenden, aber auch Mondlandschaften des Torfabbaus prägen die Landschaft.
Das mit rund 4.700 ha bei weitem größte Naturschutzgebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Weser-Ems soll ein großes Moorgebiet für die Nachwelt bewahren und in denjenigen Bereichen, in denen heute noch Torfabbau vorherrscht, auf lange Sicht eine Regeneration ermöglichen. Große Teile des Moores werden heute noch für den Torfabbau genutzt. Dabei muss aber eine 50 cm dicke Schicht Schwarztorf erhalten bleiben. Nach dem Ende der Nutzungsdauer ab Ende 2025 werden die dann aufgegebenen Torfabbaugebiete renaturiert. Im Süden und Norden des Naturschutzgebietes wurde mit der Wiedervernässung bereits begonnen.
In der Esterweger Dose findet man übrigens auch KZ und Gedenkstätte Esterwegen und die dazugehörige Begräbnisstätte (hier eigene Beiträge). Das Lied vom Moorsoldaten ist hier entstanden. Häftlinge des Konzentrationslagers haben es 1933 erschaffen und verewigten darin die schwere und oft todbringende Arbeit, bei der sie – oft nur mit einem Spaten ausgerüstet – das Moor kultivieren bzw. Torf stechen mussten. Zwischen 1933 und 1945 sollen hier mehr als 20 000 Menschen umgekommen sind. Man nannte das Lager auch „Hölle im Moor“.
Und los geht es mit dem Foonkieker, einer umgebauten Lorenbahn – zunächst an Feuchtgebieten und Seen mit seltenen Pflanzen wie z.B. Wollgras vorbei
Und dann nähert man sich dem Torfabbaugebiet.
Der Bahnsteig – Endbahnhof irgendwo im Nirgendwo
Mondlandschaft Torfabbaugebiet – auch nicht viel schöner als die Kohleabbaugebiete im Rheinland
Auch bemerkenswert: Die acht himmelstürmenden rot-weißen Sendemasten der Marinefunksendestelle Rhauderfehn ragen 352,8 Meter in die Höhe. Es sind die zweithöchsten Bauwerke in Deutschland – nach dem Berliner Fernsehturm.