Ganggrab bei Rerik – und die untergehende Sonne
Eigentlich wollte ich aus dem letzten Beitrag über den Urdolmen bei Rerik und diesem jetzt hier über das prähistorische Ganggrab, das nicht weit davon zu finden ist, einen einzigen machen. Ich habe mich dann aber doch für zwei Beiträge entschieden, weil der Dolmen mit seinem Sonnenstrahl inside und dem damit verbundenen magischen Moment doch sehr für sich steht.
Gar nicht weit vom Urdolmen entfernt und auch auf dem weiteren Stadtgebiet von Rerik liegt das Ganggrab „Gaarzer Hof“ – Großsteingrab „Neu Gaarz 1“. Im Gegensatz aber zum Urdolmen, der majestätisch und frei auf einem Feld zu finden ist, ist die Lage des Ganggrabes sehr viel weniger schön: Es liegt eingequetscht in einem Gewerbegebiet, umrahmt von Baucontainern und anderen für so ein Gebiet typischen Zäunen, Bauten und Gegenständen. Nicht schön.
Umso überaschender ist, dass das Ganggrab und seine knappe grüne Umgebung seine ganz eigene Würde ausstrahlen. Dies vor allem gegen Abend, wo selbst das wuchernde Unkraut gnädig beleuchtet wird durch die untergehende Sonne, deren abendliche Strahlen jedoch – verstellt durch die eher unschöne Umgebung – nicht wirklich durchdringen können.
Es handelt sich um ein in Richtung Ostnordost orientiertes Ganggrab. Die Kammer war 9,50 Meter lang, bis 2 Meter breit und 1,30 Meter hoch. In der Kammer gab es eine Einteilung in einzelne Quartiere. Eine Besonderheit ist der Eingangsvorbau aus vier Pfostenpaaren: je vier Tragsteine auf der Nord- und der Südseite, ein etwas verlagerter Stein an der östlichen Schmalseite und drei Decksteine. Bei der Ausgrabung fand man reiche Funde von Grabbeigaben: 32 Feuersteinbeile und -meißel, 2 Nackenkammäxte, 14 Gefäße, 10 Schlagsteine, 38 Klingen, 40 querschneidige Feuersteinspitzen und 51 Bernsteinperlen.
Jetzt, da die gnädigen Strahlen der abendlichen Sonne das Grab und seine Umgebung nicht mehr aufleuchten lassen, kann man ahnen, dass es recht unschön gelegen und das Grün drumherum auch recht ungepflegt ist.
Und dann wieder das: Die untergehende Sonne erreichte zwar das Ganggrab nicht mehr, bot aber bei der Rückfahrt und am nahe gelegenen Meer noch ein wunderbares Spektakel.
