Bitte wachküssen: Bahnhof Wuppertal-Vohwinkel
Von Essen aus gibt es mehrere Möglichkeiten, mit dem Zug nach Köln zu fahren. Der direkte Weg führt über den Flughafen Düsseldorf, was schon morgens viele Menschen mit unförmigem Gepäck in den schmalen Waggons bedeutet, und über mehrere Universitätsstädte, deren Studenten alle zur selben Zeit die Züge bevölkern, von den vielen Pendlern erst gar nicht zu reden. So ist das oft kein angenehmes Reisen im RE 1 – häufig mit Stehplatz verbunden.
Viel schöner und ruhiger habe ich die Fahrt über den Bahnhof Wuppertal-Vohwinkel erlebt – und sie dauert oft nur unwesentlich länger. Mit der S-Bahn von Essen kommend muss man in Vohwinkel nach Köln hin umsteigen.
Jedes Mal, wenn ich dies tat, stockte mir auf’s Neue der Atem: Was für ein phantastisches Bahngebäude – und in welch‘ jämmerlichem Zustand!
1908 in Betrieb genommen wurde der Jugendstil-Bahnhof mit seinen schönen Art-Deco-Elementen 1985 zuletzt renoviert und dann unter Denkmalschutz gestellt.
Das war’s!
Öd und leer und vernachlässigt ist das Ganze.
Ein wirklicher Jammer, wie man auf meinen Bilder sieht, die ich übrigens im Juni 2013 mit meinem Handy aufgenommen und gestern wiederentdeckt habe.
„Heute sind alle Dienststellen abgezogen. Im Zuge der Bahnreform wurden Teile des Bahnhofsensembles umstrukturiert und privatisiert. Auch das Stellwerk wird 2015 im Zuge der Digitalisierung aufgegeben. Bis heute bildet der Regionalhalt Vohwinkel, mit seinen 8 Gleisen und dem Gebäudekomplex, den größten Wuppertaler Bahnhof. Für die DB ist das Empfangsgebäude mittlerweile massiv überdimensioniert und nicht mehr betriebsnotwendig. Leerstand, sowie ausbleibende bauliche Pflege verbunden mit sichtbaren Spuren der Vernachlässigung führten zu einem Negativimage, das sich auf die Wahrnehmung des gesamten Stadtteils auszuweiten drohte. Dies war einer der Auslöser unseres Engagements.“
Dieses Zitat fasst das ganze Elend des schönen Bahnhofes, der heute immer noch eine wichtige Rolle als Knotenpunkt im Rhein-Ruhr-Bereich spielt, zusammen – und zeigt im letzten Satz einen Hoffnungsschimmer, eine Perspektive auf:
Seit einiger Zeit gibt es das Projekt BürgerBahnhof: Eine „bunte Gruppe von Stadtteilaktivisten, Eisenbahnfreunden und Kulturförderern entwickelt, unterstützt und realisiert seit 2008 Ideen und Konzepte zur Wiederbelebung des historischen Bahnhofsgebäudes in Wuppertal-Vohwinkel.“
Seitdem kann auch etwas Unerwartetes passieren, z. B. ein spontaner Auftritt der Gruppe Arstidir!
Ich wünsche dem Projekt jedenfalls viel Erfolg! Wie ich gelesen habe, ist zumindest der Bahnhofvorplatz schon neu gestaltet worden. Es gibt also Hoffnung.
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