„Heiliger Sand“ – Jüdischer Friedhof in Worms 2
Der zweite Beitrag (erster Beitrag) über den ältesten jüdischen Friedhof Europas, den „Heiligen Sand“ in Worms, zeigt Besonderheiten der jüdischen (Begräbnis-) Kultur.
Bekannt ist vor allem der Brauch, beim Besuch eines Grabes kleine Steine auf der Grabstätte zu hinterlassen. Der Ursprung dieses Tuns ist mehrdeutig, wird aber oft als eine Art des „Anklopfens“ verstanden im Sinne eines Grußes. Vereinzelt gibt es diesen Brauch auch im Christentum, vor allem in bestimmten Gebieten Italiens.
Sehr sehr viele dieser kleinen Steingrüße findet man sofort hinter dem Eingang des Friedhofes: Dort stehen die Grabsteine zweier berühmter Rabbis: Meir von Rothenburg († 1293 – links) und Alexander ben Salomon Wimpfen († 1307 – rechts). Jüdische Besucher aus der ganzen Welt kommen ihretwegen nach Worms. Sie hinterlassen nicht nur einen Stein, sondern oft auch Zettel mit Versen, Texten und wohl auch Bitten.
Weitere Grabsteine wichtiger jüdischer Persönlichkeiten liegen im so genannten „Rabbinental“ und seiner Nähe, dem ältsten Teil des Friedhofs..
Diese beiden letzten Grabsteinbilder dokumentieren, dass Geburts- und Sterbedaten der hier begrabenen Menschen durchaus unterschiedlich berechnet auf den Steinen eingraviert wurden – meist nach dem abendländischen, durchaus aber nicht selten auch nach dem jüdischen Kalender.:
Der 12. Tammus 5631 oben entspricht Samstag, dem 1. Juli 1871.