Margate – ziemlich viel Elend

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Margate – ziemlich viel Elend

Wir haben England über drei Jahrzehnte hinweg sehr gut kennengelernt – und nicht nur in seinen wunderschönen, idyllischen Ecken. So haben wir z.B. auch etliche Tage im eher berüchtigten Nordosten bei Newcastle verbracht, in Manchester, in Birmingham etc. etc.
Dass es uns trotzdem noch passieren könnte, extrem überrascht, ja geschockt, zu werden, damit haben wir nicht gerechnet. So war es aber, als wir Margate im Südosten an der Küste von Kent besuchten. Ich würde es als eine Art von Kulturschock bezeichnen, den wir erlebten, als wir – teils mit offenem Mund – durch die Stadt gingen. Solch ein Ausmaß an Verwahrlosung und Verrottung hatten wir zuvor noch nirgendwo in England gesehen – und das in einem Ort, der als ältestes Seebad des Landes gilt.

Bestimmte Bereiche in Margate kann man nur als sozialen Brennpunkt bezeichnen. Alkoholismus und Drogenabhängigkeit sind dort fünfmal so hoch wie im englischen Durchschnitt. Der Frust der Bevölkerung in Margate, die sich in vielen Teilen abgehängt fühlt, äußerte sich u.a. auch in einer hohen Zustimmung zum Brexit: 64% stimmten 2016 dafür.
Nicht nur, dass die Läden in der High Street mittlerweile bis auf drei oder vier Grundversorger entweder leerstehen oder mit unattraktiven Charity-Shops belegt sind – auch der vormals attraktive Küstenbereich Cliftonville mit seinen Unterhaltungs- und Klippenwanderungsmöglichkeiten ist einfach nur heruntergekommen.
Das empfehlenswerteste Geschäft in Margate – ich bedaure, das sagen zu müssen -, ist der Aldimarkt. Mit ein Grund (aber sicher nicht der einzige) für das Ausgestorbensein der Innenstadt ist ein monströs großes Einkaufszentrum auf der grünen Wiese, ca. 6 km von Margate entfernt: Westwood Cross Shopping Centre – eine andere Welt.

Während der Woche und außerhalb der Ferien ist Margate so gut wie tot. Am Wochenende und zu Urlaubszeiten kommen recht viele (Tages-) Touristen – vor allem auch aus dem nahen London – hierher. Der Strandbereich mit seinen Amusements und Cafés sowie der schon in der Verrottung begriffene und jetzt tageweise unter dem Vorzeichen „Vintage“ betriebene Freizeitpark Dreamland leben dann für ein paar Stunden oder Tage auf, um punktgenau, wenn die Tagestouristen nach Hause fahren, schlicht wieder ausgeschaltet zu werden. Dann beginnt wieder der traurige Dornröschenschlaf – bis zum nächsten Eintreffen der Touristen.

Soweit die z.T. trostlose Realität. Doch es scheint ein bisschen Hoffnung zu geben. Davon wird der nächste Beitrag handeln.
Und etwas ganz Spektakuläres gibt es in Margate auch. Davon wird noch zu berichten sein.

High Street in Margate

Am Strand in der Innenstadt an einem Sonntag mit Touristen

Am Strand: Fahrgeschäfte des Freizeitparks Dreamland

Am Strand

Häuserzeile direkt in der ersten Reihe am Steilküstenbereich im vormals beliebten Cliftonville nahe der Innenstadt

Spaziergang entlang der Steilküste von Cliftonville

Der Lido-Bereich in Cliftonville: tot

Die Treppen zum Strand sind fast alle gesperrt: Lebensgefahr!

 

 

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