Angst
Ich gehe davon aus, dass der Sprayer des Wortes „Ankst“ genau gewusst hat, was er tat: Es handelt sich dabei sicherlich nicht um einen Rechtschreibfehler, sondern um einen kalkulierten Effekt – gelungen, wie ich finde.
Die „ungewohnte“ Schreibweise bindet die Aufmerksamkeit auf das Grafitti, verstärkt das Aufnehmen des Wortes und verstärkt die Wahrnehmung des Gefühls.
Sie wirkt wie mehrere Ausrufezeichen hinter dem Wort – und erhöht dessen Intensität.
Angst!!!!
Angst ist gerade allgegenwärtig. Ob sie berechtigt ist oder nicht, kann man – verwirrt durch die Überfülle der sich z.T. widersprechenden, hysterisch übersteigerten und manchmal auch manipulierten Informationen – kaum mehr ausmachen.
Vieles ist heute Angstmacherei!
Angst überlagert alle Fakten und verzerrt sie auf irrationale Weise.
Ich halte die heutige Ausbreitung der Angst für eine Verunsicherung in unserer Grundexistenz, z.T. verursacht dadurch, dass sich viele Menschen von den enormen Anforderungen und Ablenkungen des Lebens absorbieren lassen und das Gefühl für die wirklich existentiellen Bedingungen und Bedürfnisse des Lebens verlieren.
Angst vor irgendetwas (oft Beliebigem) zu haben, ist häufig ein Ersatz für die ernsthafte und aufrichtige Auseinandersetzung und Wahrnehmung der Bedingungen unserer Existenz – Leben und eben auch – unausweichlich – Tod.
„Man muss sich fest in der Bodenlosigkeit des Seins verwurzeln.“
(Wolfgang Giegerich)